Eine für Dorothea Mildes Werk ungewöhnliche Darstellung zeigt diese Federzeichnung. Ein Baum, eher ein Mast mit oben ausschlagenden Ästen und im unteren Bereich mit drei Querbalken versehen (der mittlere ist der längste, die anderen beiden gleich lang), inmitten von kugeligem Gesträuch. Auf diesen "Baum", und vor allem auf die Querbalken, schießen von mehreren Seiten geschweifte Pfeilspitzen. Ob Dorothea hier mit einer Allegorie arbeitet oder ihrer Phantasie Raum gegeben hat, muss offen bleiben. Allerdings handelt es sich bei diesem Blatt um eine ihrer letzten Arbeiten. Dorothea Milde betrat in dieser letzten Schaffensphase surrealistische Bahnen.
Das Blatt steht in der Motivik Blatt 7 der Folge "Legende vom heimatlosen Menschenkinde" (NLMx Hz 299) nahe. Es ist ein weiteres Beispiel der Verwendung abseitiger Symbolik für Seelen- und Menschheitsdramen in den allerletzten Schaffensjahren der Künstlerin. Für das Jahr 1925 sind neben der "Woge (Erlösung) sind nur die Darstellungen "Trotz des Sturzes hinauf" und "Die ganze Welt ist nur ein Schwindelbau" dokumentiert; vielleicht steht es mit diesen im Zusammenhang.
Handschriftlich bezeichnet: "Dorothea Milde 1925".
Das Monogramm Dorothea Mildes in der rechten unteren Ecke.